Wie gut niedrigschwellige Demokratiebildung im ländlichen Raum wirkt, konnten die NaturFreunde am 19. Februar bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin vielen Bundestagsabgeordneten erklären.
Dabei gab es auch einen intensiven Austausch mit den anderen koordinierenden Trägern des Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe" (AWO Bundesverband, Deutsche Sportjugend, Diakonie Deutschland, Deutscher Feuerwehrverband, THW-Jugend), über das auch die Stärkenberatung der NaturFreunde gefördert wird. Wir sind vereint in polarisierten Zeiten, das ist sehr schön.
Das weiß auch die Politik zu schätzen. Auf jeden Fall dankte Bundesministerin Nancy Faeser allen engagierten Akteur*innen für ihren unermüdlichen Einsatz: „Zusammenhalt durch Teilhabe“ sei „das zentrale Bundesprogramm zur Demokratieförderung in ländlichen Räumen“ und dabei „nicht nur ein Programm, sondern eine Überzeugung“, so Faeser.
Zivilgesellschaftliches Engagement in der Demokratieförderung
Unsere Gesellschaft scheint immer zerrissener zu werden, menschenverachtenden Ideologien sind im Aufschwung. Da ist es umso wichtiger, dass zivilgesellschaftliches Engagement in der Demokratieförderung gesichert wird.
Die Demokratieförderung der NaturFreunde zum Beispiel nennt sich Stärkenberatung. Mit der Ausbildung von sogenannten Stärkenberater*innen und mit Vernetzungsarbeit in ländlichen und strukturschwachen Räumen sorgen die NaturFreunde dafür, dass die Zivilgesellschaft nicht wehrlos ist. Dank der Förderung durch das Bundesprogramm "Zusammenhalt durch Teilhabe" konnten bereits mehr als 300 Stärkenberater*innen ausgebildet werden, die nun ehrenamtlich politische Bildung organisieren, Änderungsprozesse anstoßen oder auch Diskussionsveranstaltungen wie Zukunftswerkstätten moderieren.
In zehn unserer Landesverbände gibt es Projekte des Förderprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“, eine Übersicht findest du hier.
Damit diese wichtige Arbeit fortgesetzt werden kann, haben die NaturFreunde mit den anderen koordinierenden Trägern diese Kernforderungen formuliert:
• Angesichts der aktuellen Prognosen für die EU-, Landtags- und Kommunalwahlen 2024 braucht es dringend die rechtliche und finanzielle Sicherung von zivilgesellschaftlichem, demokratiestärkendem Engagement, gerade auch auf Bundesebene. Das geplante Demokratiefördergesetz ist eine wichtige Voraussetzung und muss durch passende und bekräftigende Förderrichtlinien unterstützt werden.
• Gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen gilt es, unbürokratische, niedrigschwellige und nachhaltige Fördermöglichkeiten der Demokratiestärkung zu etablieren. Vereine und Verbände, die in diesen Regionen aktiv sind, haben oft Zugang zu unterschiedlichen Zielgruppen, die über klassische Angebote der politischen Bildung häufig nicht so gut erreicht werden. Das Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ bietet hier gelungene Ansätze, muss aber finanziell besser ausgestattet werden, um auf die gewachsenen Herausforderungen reagieren und weitere Maßnahmen fördern zu können.
• Die Demokratie-Berater*innen bringen eine enorme Diversität an Lebensrealitäten und Kontaktmöglichkeiten zu Menschen mit. Durch ihre Kompetenzen im Bereich des Konfliktmanagements, der Antidiskriminierung und Sensibilisierung für Demokratiegefährdung bewirken sie, dass Vereine und Verbände als Orte gelebter Demokratie an Attraktivität gewinnen und sind ein wichtiger Baustein der Rechtsextremismusprävention. Dafür braucht es eine gute Begleitung durch hauptamtliche Strukturen. Die Förderrichtlinien des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ müssen so ausgestaltet sein, dass auch marginalisierte Gruppen erreicht werden. Dafür braucht es verlässliche Strukturen, die eine langfristige Vernetzung etwa mit Migrant*innenorganisationen ermöglichen.
• Das hauptamtliche Fundament für demokratiestärkendes Engagement ist unabdingbar. Sie organisieren die Rahmenbedingungen, um die Arbeit der Demokratieberater*innen vor Ort möglich zu machen. Diese Unterstützung ist auch deshalb entscheidend, da die Sicherheit, die rechtliche Handlungssicherheit und der persönliche Schutz von Engagierten in ländlichen Regionen eine besondere Rolle spielen. Engagierte sind hier aufgrund der geringeren Anonymität sichtbarer und vulnerabler. Nur mit der stetigen, hauptamtlichen Unterstützung kann gewährleistet werden, dass Demokratiearbeit wirken kann.
• Demokratiestärkung muss als Organisationsentwicklungsprozess verstanden und gefördert werden. Eine demokratisierende Verbandsentwicklung wird nicht nur durch Coaching und veränderte Ausbildungslehrgänge erreicht, sondern auch durch Werte-, Leitbild- und Strukturveränderungsprozesse. Die innerverbandlichen Demokratisierungsprozesse können das Vertrauen in demokratische Organisationen und Institutionen stärken.
Text und Foto: Klara Kramer, NaturFreunde Deutschlands