Zum Thema Fusion von Ortsgruppen sind wir Naturfreund*innen ins Gespräch gekommen. Von der Ortsgruppe Stuttgart berichtete Roland Moosbrugger. Als jahrelanger Beobachter und Aktiver im Fusionsprozess, konnte Roland fundiert aus dem „Nähkästchen“ plaudern.
Mit dem Willen eine langfristig zukunftsweisende Ortsgruppenarbeit zu gewährleisten, neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erschließen und die Bandbreite der Angebote zu vergrößern, befindet sich die Ortsgruppe Stuttgart nun schon seit vielen Jahren im Fusionsprozess.
Verschiedene Ausgestaltungen des Fusionsprozesses sind möglich – in rechtlicher und Vereinsgestalterischer Hinsicht. Es gebe sowohl Gruppen, die nach einer Fusion weiterhin innerhalb des neuen Vereins als Untergliederung für sich bleiben - oder sich komplett auflösen und im neuen Verein aufgehen als auch Zusammenschlüsse der Themen- und Fachgruppen. Auch der Erhalt einzelner Bereiche ist durch Zusammenschluss möglich. Jugendarbeit muss nicht von allen einzeln gemacht werden – die Fusion bietet die Chance, dass Jugendgruppen/ Kindergruppen auch genügend Kinder und Jugendliche für ein konstantes Bestehen zusammenbekommen.
Der Wunsch zukünftige die gemeinsamen Aktionen und Vernetzung zu bewirken stehe natürlich bei jeder Fusionsbemühung im Hintergrund.
Einen großen Vorteil sieht Roland in der Professionalisierung der Ortgruppenarbeit, welche wiederum Schwung in die Unternehmung bringt. Inzwischen konnte eine 450 €- Stelle geschaffen werden, welche für die Koordination und Kommunikation des breitangelegten und diversen Angebots der inzwischen auf über 800 Mitglieder angewachsenen Ortsgruppe sehr hilfreich ist.
Es habe sich gezeigt, dass es in einer größeren Gruppe für jede*n Naturfreund*in einen Platz gibt. Die Ortsgruppe Stuttgart ist keine geschlossene Gruppe – für alle gibt es Ansatzpunkte und auch die Möglichkeit Gleichgesinnte für eigene/ neue Themen zu finden. Dazu trägt vermutlich auch die Tatsache bei, dass sich der Zeitaufwand, welche die Vereinsarbeit in jeder einzelnen kleinen Gruppe verursacht hat, durch eine Fusion wegfällt.
Roland und auch die teilnehmenden Naturfreund*innen der Runde teilen die Überzeugung, dass ein sowohl wichtiger, als auch kritischer Schritt für das Gelingen einer Fusion „Offenheit schaffen“ heißt. Auch einmal den „Standpunkt zu wechseln“ und den Fokus auf die Dinge, die getan werden können zu lenken helfe dabei, alle Beteiligten einzubeziehen und zu erreichen. So erstellen die Naturfreunde Stuttgart verschiedene Newsletter - je nach Altersgruppe auch in Papierform.
Worin Roland auch aus der Runde bestärkt wird ist der besonders deutlich formulierte Weckruf: „Nicht erst handeln, wenn es zu spät ist – lieber frühzeitig um die Ortsgruppe kümmern!“ Und dann sei es „Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation!“
Einige Nachfragen der Gesprächspartner*innen ließen uns den Fusionsprozess genauer verstehen. Ein Wunsch an Roland aus der Diskussions-Runde war es, eine „Checkliste“ für das Thema Fusion zur Verfügung zu stellen.
Zudem durfte eine konkrete Idee in der Runde Gestalt annehmen. Um als erster Schritt in die Ortsgruppen „reinzuhören“ könne mensch sich vorstellen, dass es hilfreich sein könnte, dass der Vorstand und /oder Mediator*innen aktiv werden. Von einem solchen Projekt in einem anderen Verband wurde berichtet, welches Mediator*innen in die Ortsgruppen schicke. Dem Austausch in unserem Gespräch ist die Erfahrung zu entnehmen, dass ein Anruf an dieser Stelle viel mehr Resonanz erzeuge als eine E-Mail. So gibt es in einem anderen Landesverband ein Telefonprojekt, welches sich gut anlasse, was die Kontaktaufnahme zu den einzelnen Ortsgruppen angehe.
Wichtig zur Vernetzung und zum „in Kontakt kommen“ wäre auch, eine Möglichkeit zu schaffen, um mit einzelnen interessierten Mitgliedern direkt in Kontakt treten zu können - der Kontakt zwischen Geschäftsstelle und Mitgliedern läuft seither immer über die Zwischeninstanz Ortsgruppenvorstand.
Einig war mensch sich in unserer Gesprächsrunde deshalb, dass rechtzeitig gehandelt werden muss, damit es keine „Ortsgruppenrettung“ werden muss. Und die ganz konkreten persönlichen Begegnungen sollten es sein, mit denen angesetzt werden könne.
Es tue gut zu hören, dass es möglich ist Fusionsprozesse zu gestalten und sich darüber auszutauschen. Und dass niemand hier das „Fusions-Rad“ komplett neu erfinden muss, dass es hier die Offenheit gibt sich gegenseitig zu beraten und zu unterstützen hat ein gutes Gefühl bei uns allen hinterlassen.
Für mich war die Gesprächsrunde genauso wertvoll wie erfrischend- gerade, weil das Thema Ortsgruppen und Zukunftslösungen ja nicht neu ist. Viele Landesverbände und die Stärkenberatung haben damit zu „arbeiten“.
An Roland und für die angenehme und belebende Gesprächsrunde allen ein großes Dankeschön!
Theresa
Die Stärkenberatung Baden und Württemberg wünscht schöne Weihnachten und freut sich auf die nächste Plauderrunde im Naturfreund*innen- Kreis, mit dem Thema „Pachtverträge NaturFreunde-Häuser“ Anfang nächsten Jahres.