
Was sind Stolpersteine? - Sie sind 10 x 10 cm groß, aus Beton gegossen, mit einer Messingtafel versehen und werden in öffentliche Gehwege bündig eingelassen, damit niemand durch sie zu Schaden kommen kann. Und trotzdem heißen sie “Stolpersteine”, denn wer sie im Vorübergehen sieht, soll im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen. Unter der Überschrift “Hier wohnte…” wird damit direkt vor dem Wohnhaus des Opfers ein Stück Geschichte in unser alltägliches Leben zurückgeholt. Stolpersteine sollen ein Zeichen der Erinnerung sein, sollen die Opfer aus der Anonymität herausholen, dort, wo sie gelebt haben.
Die Idee und das Konzept zum Projekt Stolpersteine stammen von dem Kölner Künstler Gunter Demnig, der 1990 mit einer ersten Aktion an die Deportation von Sinti und Roma aus Köln erinnerte und 1996 in Berlin-Kreuzberg die ersten (noch nicht genehmigten, später aber legalisierten) Stolpersteine verlegte. Seitdem hat er in über 20 europäischen Ländern jeweils in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen und den Nachkommen der Opfer mehr als 100.000 Stolpersteine platziert. Über eintausend Stolpersteine finden sich bislang in der Stuttgarter Innenstadt und den Vororten.
Die Stuttgarter Zeitung/Nachrichten stellten vom 25. Januar 2024 bis zum 27. Januar 2025 unter dem Titel "DIE MENSCHEN HINTER DEN NAMEN" jede Woche Menschen vor, die von den Nazis verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden und für die es Stolpersteine in Stuttgart gibt. Die Aktiven aus den Reihen der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen leisteten hierzu ihren Beitrag, indem sie die Ergebnisse ihrer teilweise jahrzehntelangen Recherchen den Autor:innen und Volontär:innen der Zeitungsredaktionen zur Verfügung gestellt und Kontakte zu Nachkommen der Opfer hergestellt haben.
"Die mittlerweile 1.048 Steine, über die wir auf den Straßen unserer Stadt stolpern können, markieren den letzten selbstgewählten Wohnort der ehemaligen Nachbar:innen, bevor sie verhaftet, zwangsweise umquartiert bzw. umgesiedelt und schließlich ermordet wurden. Die auf den Steinen vermerkten Deportationsorte – Riga, Izbica, Theresienstadt und Auschwitz – verweisen als Netz des Grauens auf insgesamt 12 Transporte mit etwa 2.800 jüdischen Menschen, die zwischen dem 1. Dezember 1941 und dem 11. Februar 1945 von Stuttgart aus nach dem Osten in den Tod geschickt wurden. Stolperstein-Inschriften wie z. B. „Im Widerstand“, „Abgeschoben“ und „Polenaktion“, „Verlegt“ und „Aktion T4“, „Gedemütigt/Entrechtet“, „Rassenschande“ oder „Wehrkraftzersetzung“ zeigen: Es konnte jeden treffen, der für die Nationalsozialisten ein „Störenfried“ war oder als minderwertig eingestuft wurde! Deshalb geht es uns nicht nur darum, möglichst viele Stolpersteine im öffentlichen Raum zu platzieren, sondern die Erinnerung als stetige Mahnung in den Köpfen zu verankern, geistiges Stolpern auszulösen. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist kein Selbstzweck. Die Stolperstein-Initiativen wollen mithelfen, dass Rassismus, Antisemitismus und Faschismus – egal welcher Ausprägung, ob in brauner Uniform oder im blauem Anzug – nie wieder eine Chance haben!", so Werner Schmidt, langjähriger NaturFreund und Koordinator der Stuttgarter Stolperstein-Initiativen.
Anerkennung für die Stolperstein-Serie der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten: Am 07. Februar wurde die Stolperstein-Serie mit dem Caritas-Journalistenpreis ausgezeichnet.