Viele haben schon von der „Stärkenberatung“ gehört: aber was machen die Stärkenberater*innen eigentlich genau? Wie läuft das ab, wenn eine Ortsgruppe die Stärkenberatung kontaktiert? Und wobei kann die Stärkenberatung überhaupt unterstützen? Näheres dazu erzählen uns Steffi, Vorsitzende der Ortsgruppe Waldshut, bei welcher die Stärkenberatung im Juli 2021 zu Besuch war und Resi, ausgebildete Stärkenberaterin, die zusammen mit Nico vom Projektbüro den Einsatz moderiert hat.
„Die Zukunft unseres Naturfreundehauses war das Thema unserer Beratung“, berichtet Steffi im Interview. Die Ortsgruppe stand vor der Frage: das Naturfreundehaus behalten oder verkaufen? – und bei der Diskussion darüber ging nichts mehr voran. Die einen sahen das Haus als Ressource mit viel Potential, die anderen als mühsamen Ballast, für den man kaum Freiwillige findet. Die Situation schien festgefahren. Und wie so oft, blieb die Streitfrage auch nicht nur auf der Sachebene, sondern führte zunehmend zu persönlichen Konflikten in der Gruppe. „Da habe ich mich entschlossen, die Stärkenberatung anzurufen“, erzählt Steffi. „Nico kannte ich schon von einer früheren Veranstaltung und hatte daher das nötige Vertrauen“.
Nico, (Projektleiter der Stärkenberatung), und Resi (ausgebildete Stärkenberaterin seit 2019), kamen gut zwei Wochen später zusammen nach Waldshut, um die Gruppe dabei zu unterstützen, gemeinsam neue Lösungsansätze zu entwickeln. „Zunächst haben wir uns persönlich vorgestellt und den Raum dafür geöffnet, alle unterschiedlichen Positionen und Meinungen zu hören“ erzählt Resi von dem Auftakt des Abends. Zwar wurden dort die unterschiedlichen Positionen und zugrunde liegende Konflikte durchaus deutlich – aber Resi empfand das Gespräch von Anfang an als konstruktiv. „Ich glaube, das liegt zum einen an der Neutralität, die wir mitbringen. Alle wussten, sie werden zu Wort kommen und gehört werden. Zum anderen macht es viel aus, wenn ein Gespräch moderiert wird“.
Die Moderation von Nico und Resi half der Gruppe dabei, mögliche Ressourcen und Lösungsansätze strukturiert zu sammeln und auf ein paar neue Ideen zu kommen. Schließlich waren am Ende des Abends alle Anwesenden dafür, das Haus zu behalten. Und auch Steffi resümiert: „Alle Teilnehmer*innen an dem Abend waren zufrieden mit dem, wie es gelaufen ist“.
Die Erfahrung, dass man doch gemeinsame Ziele hat und wieder zusammen an einem Strang ziehen kann, aber auch die neuen Perspektiven, die eine Ortsgruppe durch die Stärkenberater*innen erhält, sind Resis Meinung nach wichtige Impulse, die die Stärkenberatung bieten kann. Nicht immer stehen die Ortsgruppen einem Besuch der Stärkenberatung nur positiv gegenüber: „Viele im Verband nutzen die Stärkenberatung nicht so, wie sie könnten“, findet Steffi. „Zum einen ist da nicht immer gleich Vertrauen, sondern die Angst vor Kontrolle. Zum anderen gibt es auch immer Mitglieder, die Vorbehalte haben, weil sie nichts verändern wollen“.
„Veränderungen rufen Widerstände hervor“, bestätigt auch Resi. Trotz dieser Widerstände den eigenen Idealismus und positives Denken zu bewahren, sind wichtige Kompetenzen, die man als Stärkenberater*in mitbringen sollte.
Die Stärkenberater*innen sind allesamt Naturfreund*innen, die in einer speziellen Ausbildung zu den Themen Freiwilligenmanagement, Kommunikation, Konfliktlösung und Moderation fortgebildet wurden. Die Ausbildung erstreckt sich über 5 Wochenenden, die von Trainer*innen des Netzwerks für Demokratie und Courage begleitet werden. Wichtig dabei ist der Ansatz der systemischen Beratung: „Wir unterstützen die Ortsgruppen dabei, selber Lösungen zu entwickeln“, erklärt Resi. Dazu gehören bestimmte Beratungsabläufe und Fragemethoden. Heilsbringer oder Problem-Wegzauberinnen sind die Stärkenberater*innen aber nicht. „Wir können neue Perspektiven bieten. Hinterher liegt es aber an der Eigeninitiative der Ortsgruppen, die gemeinsam erarbeiteten Lösungsideen auch umzusetzen.“
Auch 2022 startet wieder eine neue Ausbildungsrunde für Naturfreundemitglieder, die den Verband voranbringen möchten und Lust haben, sich mit anderen motivierten Mitgliedern in einem aktiven Netzwerk aus ganz Baden Württemberg auszutauschen. „Neugier und Offenheit sowie die Fähigkeit zu Selbstreflexion sollte man mitbringen, wenn man Stärkenberater*in werden will“, findet Resi. Alles andere kann man im Laufe der Zeit dazulernen. Durch die Ausbildung wird man methodisch vorbereitet und auch hinterher nicht alleingelassen. Netzwerkveranstaltungen sorgen dafür, den Kontakt zu anderen Stärkenberater*innen zu halten, gemeinsam Spaß zu haben und sich regelmäßig weiterzubilden. "Die NaturFreunde erhalten, mit Gleichgesinnten was vorantreiben und viele tolle Möglichkeiten zu nutzen, auch die Gesellschaft als Ganzes weiterzuentwickeln – das sind meine Beweggründe, bei der Stärkenberatung mitzumachen. Und dafür bietet die Stärkenberatung einen Blumenstrauß an Möglichkeiten“, sagt Resi.
Und die Empfehlung an die Ortsgruppen? Einfach mal anrufen! „Keine Angst haben, neue Schritte zu wagen!“ sagt Steffi. „Wagt euch aus eurer Komfortzone raus. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen und positiv in die Zukunft zu gehen. Dafür sind die Stärkenberater*innen perfekt ausgebildet!“
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