Bei politischer Online-Runde der NaturFreunde bekennen sich alle Parteivertreter*innen zu Pariser Klimaabkommen
Für einige Teilnehmer war erst einmal Schlange stehen angesagt, coronaconform digital selbstverständlich. Der sogenannte Future Table der NaturFreunde erfreute sich so reger Teilnahme, dass der virtuelle Raum kurz nach Beginn der Veranstaltung überfüllt war.
Zwei Mal hatten die NaturFreunde und die Naturfreundejugend Württemberg im Vorfeld der Landtagswahlen zu einer Online-Diskussion mit Vertreter*innen verschiedener demokratischer Parteien eingeladen. Die 1. Veranstaltung zum Themenkomplex „Stärkung der Zivilgesellschaft angesichts populistischer und demokratiefeindlicher Strömungen in der Gesellschaft“ war schon recht gut besucht. Zum 2. Termin mit dem Thema „Klimawandel und Mobilitätswende“ kamen nicht nur die Zuhörer des 1. Future Table, sondern so viele mehr, dass der Zoom-Raum der NaturFreunde aus allen Nähten platzte.
Geladen waren Winfried Hermann (Grüne), Raimund Haser (CDU), Andreas Stoch (SPD), Daniel Karrais (FDP) und Sara Mirow (Linke), die sich übrigens für beide NaturFreunde-Abende Zeit genommen hatte. Breiter Konsens bestand bezüglich des Pariser Klimaabkommens. „Die 1,5° sind Gesetz.“, da waren sich alle einig. Und die Zeit drängt – die Klimawende muss in den nächsten 10 – 15 Jahren gelingen, wenn wir unseren Kindern eine einigermaßen bewohnbare Erde übergeben wollen. Fragt sich nur, wie dieses Ziel erreicht werden kann, und da gingen die Ansätze doch etwas auseinander.
FDP und CDU setzen auf Lenkung durch Anreize, z.B. die CO2-Bepreisung. Herr Haser hält zudem fortschrittliche, klimafreundliche Technologien für wünschenswert, die auch exportiert werden sollten, um international zu handeln. Auch Herr Karrais betonte, dass Klimaschutz nicht im nationalen Alleingang machbar sei. Außerdem müsse er sich für die Beteiligten wirtschaftlich lohnen. Starre Verbote dürfe es nicht geben, die Menschen müssten ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können.
Winfried Hermann (Grüne) betonte, dass Baden-Württemberg die 1,5° Temperaturanstieg schon heute verzeichnet, weshalb die Maßnahmen deutlich verschärft werden müssten. Auch Andreas Stoch (SPD) sprach sich u.a. für einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien aus. Sarah Mirow sieht bezüglich der Energiewende noch wenig Erfolge und fordert: Wir brauchen eine echte Verkehrs- und Klimawende!
Einig waren sich die Vertreter*innen der Linken, Grünen und SPD darin, dass Klimawende nicht nur ein globales, sondern auch ein zutiefst soziales Thema ist. Das betrifft einerseits die Tatsache, dass die Menschen im globalen Süden, die viel weniger für den Klimawandel verantwortlich sind, viel mehr darunter leiden als die Industrienationen. Außerdem müssten die Maßnahmen sozial gerecht finanziert werden. Das heißt z.B. für Sarah Mirow, dass es Sozialtarife und Ökoboni gibt und dass Unternehmen zur Finanzierung z.B. des ÖPNV herangezogen werden. Aber auch Hermann und Stoch sehen den Ausbau eines bezahlbaren ÖPNV, finanziert z.B. durch eine Nahverkehrsabgabe, als Grundlage für eine Verkehrswende.
Gefragt nach einer Vision „Stuttgart im Jahre 2050“, wenn die Klimawende gelungen ist, malte Winfried Hermann ein Bild von einer Stadt mit viel Natur, vielen Fußgängern und Radfahrern, mit Kollektivfahrzeugen statt Individualverkehr und einem differenzierten öffentlichen Nahverkehr.
Clara Wengert, die stellvertretende Bundesvorsitzende der NaturFreunde, moderierte die Futur Tables souverän. Landesvorsitzender Andreas Linsmeier verabschiedete die Zuhörer mit einem Appell, zur Wahl zu gehen. Die Fragen, sowohl im Plenum, als auch vom Publikum, kamen übrigens vor allem von jungen Menschen. Unsere Jugend ist durchaus politisch interessiert und engagiert. Und das müssen sie auch sein - es geht schließlich um ihre Zukunft.
Ursula Steiner
NaturFreunde Württemberg, Öffentlichkeitsarbeit
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